KÖRPER RADIKAL
ENTWÄSSERN?
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Wer sich schon einmal in einer Peak Week befunden hat, weiß worum es geht! Denn wer seine beste Version von sich selbst auf der Bühne präsentieren will, kommt um die radikale Entwässerung seines Bodys nicht herum. Wir erklären, was es mit dieser Technik auf sich hat, was du beachten musst und ob eine Entwässerung unabhängig von Wettkampfvorbereitungen überhaupt Sinn macht.
WAS MACHT MAN BEIM ENTWÄSSERN?
Mit der Entwässerungstechnik entzieht man seinem Body gewollt, innerhalb kürzester Zeit, unmittelbar vor einem Wettkampf Flüssigkeit, um einen maximal definierten Körper auf der Bühne präsentieren zu können.
Ziel ist es, das Wasser unter der Haut (auch subkutane Flüssigkeitseinlagerung genannt) loszuwerden, sodass der Körper nicht mehr schwammig aussieht.
Schuld am temporär „schwammigen“ Spiegelbild ist überschüssiges Natrium, denn das, in Salz enthaltene Mineral, fördert die Einlagerung von Wasser unter der Haut.
Entwässert wird für gewöhnlich innerhalb der „Peak Week“ – also der Woche vor dem Wettkampf. In Kombination mit einer Salzreduktion sowie dem Entladen und Laden der Glykogenspeicher gilt die Technik als eine der wichtigsten Schritte hin zum „finalen Feinschliff“.
Takeaway 1: Beim Entwässern wird dem Körper bewusst und kontrolliert Unterhautwasser entzogen, um maximal definiert auszusehen.
WANN MACHT ENTWÄSSERN SINN?
Für die natürliche Regulation des Wasser-Salz-Haushaltes braucht es für gewöhnlich keinen Support. Der Körper ist eigens in der Lage, die gesunde Balance aufrechtzuerhalten, sofern genug Salz und Flüssigkeit zur Verfügung steht.
Beim Wettkampf geht es aber nicht um den „normalen“ Körper, sondern um die kurzzeitig beste Version seiner selbst. Deshalb macht radikales Entwässern nur kurz vor einem Wettkampf, Fotoshooting oder dergleichen Sinn – nicht aber, um im normalen Alltag „dünner“ oder „definierter“ auszusehen.
Denn, und darauf weist auch IFBB Pro Athletin Lena Ramsteiner hin, Fett kann man nicht entwässern. Also macht Entwässern nur dann Sinn, wenn die Form bereits zu 100% sitzt. Ist das nicht der Fall, wird diese Technik die Form auch nicht verbessern. Dein Body sollte deshalb bereits athletisch definiert sein. Das bedeutet, dein Körperfettanteil sollte bestenfalls bei 10-12% (Mann) bzw. 18% (Frau) liegen.
In Lifestyle-Magazinen ist oft die Rede vom Entwässern des Körpers, wenn es um lästige Wassereinlagerungen in den Beinen geht. Auch hier macht Entwässern Sinn, sollte aber ganz klar von der Technik im Bodybuilding abgegrenzt werden.
Denn wer weder dem Bodybuilding nachgeht noch auf die Bühne will, ist an dieser Stelle mit mehr trinken und essen von harntreibenden Lebensmitteln gut bedient. Innerhalb der Peak Week hat natürliches Entwässern jedoch keinen großen Nutzen – hier gilt es, härtere Geschütze aufzufahren.
Takeaway 2: Eine radikale Entwässerungs-Kur macht nur innerhalb einer Peak Week, also unmittelbar vor einem Wettkampf unter athletischen Bodybuildern Sinn.
SO GEHT RICHTIGES ENTWÄSSERN – BODYBUILDING-TECHNIK IN 7 STEPS
1. PROFESSIONELLE BEGLEITUNG
Der erste und zugleich allerwichtigste Punkt! Entwässere deinen Körper niemals ohne professionelle Hilfe. Die Technik versetzt deinen Body in eine unnatürliche Grenzsituation, die es gilt, genau zu beobachten und unter Kontrolle zu haben. Gerade in Kombination mit einem Salzverzicht bringst du deinen Körper in eine kurzzeitig sehr ungesunde Lage, die wirklich nur für den einen Wettkampf angestrebt werden sollte. Athletin und IFBB Coach Jennifer Rohde hat dazu ganz klare Worte: „Diese finale Woche ist sehr individuell und sollte definitiv immer von einem erfahrenen Coach begleitet werden.“
2. AUFWÄSSERN ODER AUCH AUFTRINKEN
Ist dein Körper in Top-Form und muss nur noch von überschüssigem Wasser befreit werden, kann es mit professionellem Support durch den Coach deines Vertrauens losgehen. Zunächst wird der Körper ordentlich mit Wasser bedient – und das heißt unter Umständen gut und gerne bis zu 9 Litern Wasser am Tag trinken. Wie viel Wasser du zu dir nehmen musst, hängt aber immer von deinem Gewicht ab und wird durch deinen Coach berechnet. Aber eins ist klar, an dieser Stelle heißt es abnormal viel trinken – auch wenn sich das erst einmal konträr anhört.
Wer sich jetzt denkt, dass er bei so viel Wasser ständig aufs Klo rennen muss, liegt richtig: Denn mit dieser Etappe soll deinem Body aktiv signalisiert werden, dass ihm genügend Flüssigkeit zur Verfügung steht. Der Stoffwechsel und vor allem die Flüssigkeitsausscheidung wird angeregt, der Körper hat keinen Grund mehr, Wasser unter der Haut einzulagern. Die abnormale Flüssigkeitsmenge nimmt dann step by step ab, bis du schließlich den letzten Tag vor dem Event erreicht hast.
3. DIE RICHTIGE FLÜSSIGKEIT
Alkohol, süße Getränke, Kaffee oder andere koffeinhaltige Drinks sind tabu! Am besten trinkst du stilles Mineralwasser oder harntreibende Teesorten aus Brennnessel oder Löwenzahn. Und auch entwässernde Lebensmittel oder Obst und Gemüse mit einem hohen Wasseranteil können Athleten in dieser Ausnahmesituation bestens supporten.
4. SALZIGES MEIDEN
Stell dich auf ein paar fade Tage ein! Denn wer sich etwas Salz auf Tomate, Gurke und Co. für die gewisse Würze streuen will, wird jetzt enttäuscht. Denn mit Salz signalisieren wir dem Körper genau das, was vermieden werden soll - Bindung von Wasser unter der Haut. Ein No-Go – du trinkst schließlich nicht umsonst so viel Wasser! Hier gilt – je weniger Natriumionen unter der Haut, desto weniger gebundenes Wasser. Je näher der Tag rückt, desto weniger Salz gehört auf deinen Speiseplan. Ein Tag vor dem Wettkampf sollte so gut es geht komplett auf Salz verzichtet werden.
5. NO-CARB MEIDEN
Während das Unterhautwasser verschwinden soll, darf das Wasser im Muskel keineswegs angegriffen werden. Die im Muskel enthaltenen Carbs sollen schön da bleiben, wo sie sind und ihren fantastischen Job machen: Ihre dreifache Menge Wasser in den Gainz binden, damit diese auf der Bühne prall und groß wirken. Deshalb ist der Verzicht auf Kohlenhydrate während der Entwässerung keine sonderlich gute Idee. Ein Reistag oder ähnliches darf hingegen gerne eingelegt werden. Wer auf Carbs verzichtet, begeht Gefahr, dass die hart erkämpften Muskeln auf der Bühne platt wirken.
6. ENTWÄSSERN - 24 STUNDEN VOR WETTKAMPF BEGINNEN
Jetzt kommen wir zum heißen Part: dem eigentlichen Entwässern. Das startet nämlich erst 24 Stunden vor Wettkampfbeginn. Wer es bis hier geschafft hat, drückt jetzt in Sachen Flüssigkeit ordentlich auf die Bremse.
In den wohl wichtigsten letzten Stunden schränkt man die Flüssigkeitszufuhr auf ein drastisches Maß ein – im Idealfall und trotzdem immer individuell berechnet auf rund 200-400 Milliliter.
Diese geringe Menge muss dann schluckweise und über den gesamten Tag verteilt getrunken werden. So umgeht man eine noch höhere Belastung des Körpers. Was auf keinen Fall vergessen werden darf – wässerige Lebensmittel oder Gerichte wie Suppe zählen in die Bilanz ein!
7. KÖRPERLICHE BELASTUNGEN & HITZE MEIDEN
Wer die Punkte 1-6 mit Ehrfurcht verinnerlicht hat, dem wird bewusst sein, dass in diesen wichtigen, letzten 24 Stunden körperlich anstrengende Aktivitäten oder große Hitze die Killer schlechthin sein können. Also Finger weg von großen Gewichten, zu viel Bewegung und hitziger Sommerwärme.
Wichtig: Die Peak Week inkl. der Entwässerung muss immer individuell auf dich zugeschnitten sein. Daher sind Coaches unverzichtbar! Bitte führe eine Entwässerung in dieser Form unter keinen Umständen allein durch. Gerade in den letzten Stunden, vor und während des Wettkampfes, solltest du immer unter Beobachtung stehen, da es durch die drastische Wasserknappheit im Körper zu Kreislaufproblemen oder sogar Zusammenbrüchen kommen kann.
Takeaway 3: Entwässerung ist kein Spaziergang – wer die Technik erfolgreich durchziehen will, muss sich an einige Regeln halten und auf den Coach hören!
ENTWÄSSERNDE LEBENSMITTEL: UNSERE TOP 5
- Melone
- Gurke
- Ananas
- Erdbeeren
- Spargel
AB WANN WIRD ENTWÄSSERN GEFÄHRLICH?
Dass die Technik an sich nicht gerade bequem und auch nicht unbedingt gesund ist, dürfte spätestens jetzt jedem klar sein. Wer ohne professionellen Coach entwässert oder die falsche Technik anwendet, riskiert on top für die Bühne akut seine Gesundheit. Denn nicht selten hört man von Athleten, die bereits deutlich früher als eine Woche beginnen, eine Peak Time einzulegen und komplett auf Carbs verzichten. Um ihren Körper kurz vorher mit kohlenhydratreichen Lebensmitteln zu überschütten – und gleichzeitig 2 Tage komplett auf Flüssigkeit verzichten. Das Ergebnis liegt klar auf der Hand – der Body zieht sämtliches Wasser, in die mit Carbs gefüllten Muskeln, während der Rest des Körpers vor „Durst“ lechzt. Davon solltest du auf jedem Fall die Finger lassen! Deine Gesundheit geht IMMER vor!
Außerdem sollte dir bewusst sein, dass die drastische Reduzierung der Wassermenge wirklich nur bis zum Wettkampf andauern sollte. Danach ist Schluss - du bleibst trotzdem noch einige Tage in Top-Form, keine Sorge.
Takeaway 5: Wer sich nicht an die Spielregeln hält, bezahlt mit seiner Gesundheit.
LONG STORY SHORT –ENTWÄSSERUNGS-KUR FÜR BÜHNENREIFE FORM
1. Entwässern ist ein Balanceakt zwischen Übermaß und Mangel und gehört innerhalb der Peak Week deshalb IMMER in professionelle Hände eines Coaches.
2. Wer einen top Body hat, auf die Bühne gehen will und das letzte Bisschen aus seiner Figur herausholen will, ist mit der Entwässerungstechnik gut bedient. Immer mit der Voraussetzung, die Steps auch korrekt durchzuführen und nicht zu übertreiben.
3. Neben genügend Wasser können dich auch entwässernde Lebensmittel sowie Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil supporten.
4. Mit weiteren Maßnahmen, wie einer Salzreduktion und dem Entladen und Laden der Glykogenspeicher gelingt er dir schließlich, der letzte Feinschliff.
5. Wer sich erhofft durch Entwässerung abzunehmen, zuvor aber in Punkto Ernährung und Workout nichts getan hat, wird bitterlich enttäuscht.